Freitag, 10. April 2015

Sich nicht den Tag versauen lassen...

Letzten Donnerstag musste ich leider erfahren, dass egal ob Europa oder Äthiopien, Diebe sind überall. 

Als mein Mitbewohner nachmittags nach der Arbeit nach Hause kam, stand unsere Tür sperrangelweit offen. Er dachte zunächst, es wäre ein Scherz und hat nach Dingen gesucht die fehlen könnten. Mein Geld war noch da, genauso wie meine Visakarte. Etwas anderes Interessantes zu stehlen fiel mir in dem Moment des Telefongesprächs, ich war noch auf dem Weg nach Hause, nicht ein. 

Zu Hause dann, sah ich jedoch eindeutige Spuren von Verwüstung. Mein Regal mit Kleidung war durchwühlt worden, Unterwäsche und Socken lagen auf dem Boden verteilt herum. Meine Reisetasche in der ich Sachen verstaue, die ich nicht jeden Tag gebrauche, war auch geöffnet und durchsucht worden. Und dann fiel mir auf was fehlte: Sowohl meine gute Kamera (mit der ich all die schönen Urlaubsfotos gemacht habe) als auch die externe Festplatte auf der das Laptop-Backup und weitere wichtige Daten gespeichert sind. Die Diebe hatten es also auf elektronische Geräte abgesehen. Sogar ein kleiner USB-Stick mit 2 GB wurde mitgenommen. Meinem WG-Kollegen fehlen tolle Lautsprecher mit denen wir in den letzten Wochen so schön Musik gehört haben. Einem weiteren Besucher (er war erst Mittwochnacht angekommen) fehlen ebenfalls zwei Festplatten. 

Geschockt von dem Ereignis sind wir dann abends noch zur nächsten Polizeistation gegangen. Ein äthiopischer Freund war dankenswerter Weise dabei und hat übersetzt. Leider war aus den ersten Worten der Polizisten eine eindeutige Verdächtigung unseres Freundes herauszuhören. Als zweites fragten die Polizisten, ob wir ein Auto hätten oder ein Taxi bezahlen könnten um zur Wohnung zu fahren. Wir konnten sie zum Glück überreden den zehnminütigen Fußmarsch doch auf den eigenen zwei Beinen zurückzulegen.

In der Wohnung dann ließen sie sich alles zeigen und taten am Ende dann doch nichts. Sie haben uns sogar gesagt, wir sollten alles wieder aufräumen und gucken ob nicht doch noch etwas aufgefunden wird. Bei der Frage nach einer „Bescheinigung“ über den Einbruch wurde dann gesagt, dass wir ja leider schon alles angefasst hätten und somit keine für die Anzeigenaufnahme wichtigen Fingerabdrücke mehr genommen werden könnten. Vielmehr hatte es die Polizei bei der Befragung immer wieder auf unseren Freund abgesehen. Er sollte erklären, in welcher Beziehung er zu uns stehe, warum er sich so genau in der Wohnung auskenne und wüsste was fehle. Rein nach dem Motto: Wie kannst du ein Freund dieser Ausländer sein. Du hast es doch nur auf ihre Habseligkeiten abgesehen. Dass dieser Freund quasi den ganzen Tag mit uns unterwegs war, hat die Polizei leider wenig interessiert.

Am Freitag dann ist mir auch noch aufgefallen, dass die Diebe neben den elektronischen Geräten auch noch 5 T-Shirts und eine Hose von mir mitgenommen haben. Die Mikrofaser-und Langarm-T-Shirts wollten sie nicht haben, nur die aus Baumwolle. Zum Glück hatte ich an dem Tag des Einbruchs ein Baumwoll-T-Shirt an und eines war im Wäschesack. Somit bleiben mir hier noch zwei! So kommen nach und nach immer wieder Dinge zum Vorschein (oder eben auch nicht) die fehlen. Es wurden z.B. ebenfalls Ladegeräte von Rasierern und meine Laptop-Maus mitgenommen. Den Rasierer selbst haben sie interessanterweise da gelassen.
 
Was bleibt nach so einem Ereignis?

Auch wenn ich am Freitag als erstes ein weiteres Vorhängeschloss für unsere Tür gekauft und den Zylinder ausgetauscht habe, bleibt das Gefühl, dass die Diebe jederzeit wiederkommen können. Eine Kollegin erzählte mir, dass letzte Woche ein Freund von ihr im Schlaf ebenfalls überfallen wurde. Sie sind durch das geschlossene mit Gitterstäben versehene Badfenster eingedrungen und haben Geld mitgenommen. Der Laptop war zum Glück im Schlafzimmer in das sich die Diebe nicht trauten.

Das einzige, was ich mir dabei denken konnte ist, nicht so viel Gewicht diesen materiellen Dingen zu geben. Es wurde zwar eine schöne Hose die ich in Indien gekauft hatte und ein T-Shirt vom letzten Stonerock-Festival geklaut. Aber was sind schon Wertgegenstände im Vergleich zu den Erinnerungen in meiner Seele und den persönlichen Begegnungen hier? Ich würde den Aufenthalt um keine Kamera oder Festplatte auf der Welt eintauschen wollen!

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