Zurück aus dem Urlaub möchte ich euch zunächst mit einem im
Urlaub sehr wichtigem Thema vertraut machen, dem äthiopischen Transportsystem.
Zur Arbeit fahre ich mit dem Minibus. Das ist das
Hauptverkehrsmittel in Addis und wahrscheinlich in ganz Äthiopien. Die normalen
11 Sitzplätze werden nicht selten mit 20-23 Personen gefüllt, irgendwie findet
man immer noch ein Fleckchen Platz. Eine Kurzstrecke von ca. 2 km in Addis
kostet 1,5 Birr (23 Birr = 1 €)also umgerechnet 6,5 Cent, längere Stadt-Strecken
zwischen 3 Birr und bis zu 8 Birr. In Addis fahren die Minibusse nach einem
eigenen Streckennetz, jedoch nach keinem Fahrplan, d.h. man wartet so lange,
bis der Bus voll ist und dann fährt er los. Voll ist wie schon beschrieben
reine Definitionssache :-).
Entlang der Strecke kann aussteigen wo man will, man sagt einfach, „Warage“ und
der Bus hält.
Tuktuks Warteschlange vor der Tankstelle |
Eine Alternative in einigen Städten sind die Tuktuks. Das
sind die auch in Indien und Teilen Asiens üblichen Dreiräder die auch in
kleinen Gassen und stockendem Verkehr ein gutes Fortbewegungsmittel sind. Die
Preise sind jedoch für Ferengis oft hoch. Nicht selten mussten wir auf unserer
Reise 10 Birr für eine kurze Strecke bezahlen. Diese fahren nicht nach einem
Streckennetz sondern sind eher als kleine Taxis anzusehen.
In Addis gibt es auch noch die großen Stadtbusse, wie sie
auch in Deutschland üblich sind. Diese sind noch günstiger als die Minibusse,
jedoch oft so überfüllt, dass man nicht mehr reinpasst…Auch sie fahren nach
einem Streckenplan und vielleicht auch nach einem Zeitplan, den ich jedoch noch
nie gesehen habe. Im Gegensatz zu den Minibussen kann man hier nicht aussteigen
wo man will, sondern nur an den entsprechenden Haltestellen.
Vielleicht passt noch etwas mehr aufs Dach? |
Minibusse fahren nicht nur innerhalb der Stadt, sondern auch
zwischen den Städten bis zu mehreren hundert Kilometern weit.
Überland-Minibusse werden dann nur noch mit ca. 17-19 Personen gefüllt, dafür
kann dann das Dach auch schonmal so voll mit Gepäck sein, dass der Bus bei
jeder größeren Bodenwelle aufsetzt. Diese Busse fahren über den Tag verteilt
öfters. Tickets werden nur vor Ort im Bus verkauft, d.h. eine Sicherung des
Sitzplatzes ist im Vorfeld nicht möglich. Dadurch kommt es oft zu einem großen
Gedränge um einen Platz im Bus zu erlangen.
Ich will auch noch in den Bus rein! |
Eine Alternative zu den Überland-Minibussen sind die etwas
größeren Regionalbusse. Diese fahren morgens um 05:30 Uhr und je nach Distanz
über den Tag verteilt noch vereinzelt (wenn der Bus voll ist). Manchmal kann
man Tickets am Vortag erwerben, jedoch nicht immer. Durch die schlechten
Straßenbedingungen und die vielen Gebirge können 300km teilweise nur innerhalb
von 12 Stunden zurückgelegt werden(inkl. 30min Mittagspause). Deshalb gibt es
bei längeren Strecken eine Zwischenübernachtung. Die Kosten für 100km betragen
in etwa 50 Birr.
Regionalbusse bei der Mittagspause |
Eine Luxusvariante des öffentlichen Verkehrs sind die großen
Reisebusse wie es sie auch (in besserem Erhaltungszustand) in Deutschland gibt.
Es gibt zwei Unternehmen (Selam Bus und Sky Bus) die ein relativ großes
Streckennetz anbieten. Diese Busse sind auch in der Lage 500km an einem Tag
zurückzulegen, wodurch Zwischenübernachtungen überflüssig werden. Dafür zahlt
man aber auch ca. 80 Birr pro 100km. Hierbei sind Unterhaltungsprogramm durch
Daily-Soaps, 2x 500ml Wasser und ein Stück Brot im Preis inbegriffen. In Bezug
auf den Luxusgrad kommt es jedoch auch auf das Alter des Busses an. Es gibt
brandneue Busse die sauber sind und deren Klapptische funktionieren. Es gibt
aber auch Busse in denen jeder zweite Klapptisch fehlt oder nicht zuklappbar
ist und wo es aus der geschlossenen Notausstiegs-Dachluke durchregnet. Gegenüber
den einfachen Regionalbussen ist der Zeitvorteil jedoch immer noch unschlagbar.
Vor allem in den überregionalen Verbindungen gibt es derzeit
ein hohes Nutzeraufkommen, sodass Luxus-Busse teilweise zwei Tage im Voraus
ausverkauft sind und sich bei den normalen Regionalbussen die Leute um die
Plätze drängeln. Das macht es nicht immer einfach mit großem Backpack-Rucksack
zu reisen, denn der muss auch noch auf das Dach der Busse gebracht werden.
Zur Entlastung des Transportnetzes gibt es Pläne der
Regierung die alte Schmal-Spur-Bahnverbindung nach Djibouti zu modernisieren
und weitere Zugverbindungen in andere Teile des Landes zu bauen. Doch bis diese
Verbindungen gebaut sind, fließt noch viel Wasser den Nil entlang.
Eine Reise außerhalb der für Katalog-Touristen üblichen gemieteten
Landrover hat somit immer eine Überraschung parat. Entweder der Bus ist voll,
es regnet rein, ein Reifen ist geplatzt oder an den Tankstellen gibt es kein
Benzin mehr. Am Ende des Tages sind wir aber immer angekommen ;-)
Was
jedoch unersetzbar ist im Vergleich zum Katalog-Touristen: Man reist mit
Äthiopiern. Dabei gab es immer wieder interessante Begegnungen und
Unterhaltungen die mit einem gemieteten „privaten“ Auto nicht möglich gewesen
wären. Und man lernt das Land aus einer anderen